Was bedeutet es eigentlich, wenn man sich für ein ,,slow & simple living“ entscheidet? Und warum ist das eigentlich jetzt in aller Munde?
Ich glaube, es ist an der Zeit, die Art zu Leben zu überdenken, die wir seit Jahren praktizieren. Höher, schneller, weiter. Noch mehr Stress. Noch mehr erreichen. Mehr Erfolg. Mehr Geld. Mehr Macht. Mehr Krankheiten. Der Körper spielt verrrückt und die Psyche leidet. Wir sind jahrelang immer weiter geradeaus gelaufen ohne zu merken, wo wir überhaupt hin laufen. Was ist das Ziel des ganzen? Was glauben wir denn, was wir am Ende finden werden? Die absolute Zufriedenheit? Es ist, als hätten wir das große Ziel an einem Stock aufgehängt und uns dieses selbst an den Körper geschnallt, damit es die ganze Zeit vor unserer Nase baumelt und wir bloß nicht aufhören, dem hinterher zu rennen. Und ist ein Ziel einmal erreicht, hängen wir uns das nächste Ziel vor die Nase.
Slow & simple living besinnt sich wieder auf das, was wirklich wichtig ist. Es geht darum, die kleinen Momente wertzuschätzen, ohne das Gefühl zu haben immer mehr zu brauchen. Die Jahreszeiten zu schätzen, Sonnenauf- und Untergänge zu sehen, die Natur mehr in unser Leben zu integrieren. Den Duft von Blumen oder dem Waldboden wieder wahrzunehmen, den Wind in den Haaren zu spüren, kreativ zu werden und Dinge mit deinen eigenen Händen zu erschaffen, Altes zu neuem Leben zu erwecken, ein Kaffee am Morgen in Ruhe und Stille zu genießen, die Verbindung zu Menschen wieder intensiver wahrzunehmen und jeden zu respektieren wie er ist. So viel Zwischenmenschlichkeit ist in den letzten Jahren verloren gegangen. So viel Fokus liegt auf vermeindlich wichtigen Dingen. Die Karriere steht so oft im Fokus und der Erfolgsdruck ist enorm. Doch was bedeutet Erfolg wirklich? Ist es wirklich das volle Bankkonto? Eine hohe Stellung im Job? Was wäre, wenn sich unsere Definition von Erfolg verändern würde? Was wäre, wenn die kleinen Momente wieder mehr im Fokus stehen würden? Die Dinge, die unser Herz wirklich in der tiefe Berühren? Wenn Zeit wieder mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens rücken würde? Denn ist sie nicht das, was wirklich zählt?
Ich möchte meiner Zeit, die ich hier habe, wieder mehr Bedeutung zukommen lassen. Ich möchte sie mehr wertschätzen und sie mit etwas füllen, was mich wirklich tief erfüllt. Ich möchte mich nicht weiter anpassen, sondern mein eigenes Ding machen. Etwas, was wirklich zu mir passt. Ich möchte mir ein Leben kreieren, in dem sich meine Zeit auszahlt. Zeit ist mein Lohn. Und ich muss ihn mir nicht erst verdienen. Denn wir alle verdienen so viel mehr. Mein Verdienst, mein Lohn, die Zeit, sie ist schon da. Ich muss sie nur wieder mehr wahrnehmen und ihr die Bedeutung schenken, die sie verdient hat. Ich renne nicht weiter. Ich kämpfe nicht weiter für Dinge, die mich eigentlich nie erfüllt haben. Ich möchte das Leben lieber für das nutzen, wofür es gemacht ist: Leben!